Zukunftsplan / Kretzschmar-Plan |
Meiner Ansicht nach muß alles Menschenmögliche getan werden, um den Frieden zu erhalten. Ich meine, wir sind in unseren Forderungen viel zu zahm. Je mehr wir an Vernunft fordern, um so größer wird der Teil ausfallen, der uns bald zugestanden werden muß. Aufgrund unserer mit sehr viel Schuld beladenen Vergangenheit und unserer Lage zwischen West und Ost und der Tatsache, durch einen Krieg atomar vernichtet zu werden, haben wir die Verpflichtung, nicht nur für uns, sondern auch für kommende Generationen einen radikal neuen Weg zur Völkerverständigung und zum Frieden zu gehen. Dieser Weg ist sicher bei der heutigen politischen Konstellation als utopisch zu bezeichnen. Es scheint eine Krankheit der Menschen zu sein, den Vernunftwillen zu demontieren; denn solange die Welt besteht, sind praktisch alle Völker bzw. deren Regierungen bereit, alles was sie sind und was sie besitzen, für den Krieg zu opfern. Auch heute will keine Regierung auch nur ein Geringes für den Frieden geben. Es wird jedes Kriegsrisiko eingegangen, selbst wenn dieses die totale, biologische Vernichtung bedeutet. |
Das größte Verbrechen dieser Welt! |
Astronomisch hohe Geldsummen, schon heute für den kommenden Krieg ausgegeben, lassen Millionen Menschen durch Hunger morden. Atomkraftwerke - fast immer nur aus militärischen Gründen gebaut - liefern uns schon jetzt einen „sanften Krieg“. Sie sind eine fürchterliche Bedrohung der Menschen bis hin zur eigenen Selbstvernichtung. Atomkraftwerke und Atombomben sind nicht zu trennen, und ihre Anhäufung bringt uns dem absoluten Ende näher. Nach meinem Plan ist die Plutonium-Wirtschaft völlig überflüssig. In weiten Teilen der Welt wird mit Enthusiasmus an unser aller Untergang gearbeitet. So radikal wie diese Bedrohung muß auch unser Wille zum Umdenken sein. Wir wollen keine Milliarden für den Untergang opfern, sondern für eine gute Zukunft investieren. Wir leben in einer längst überholten Weltanschauung. Unser Denken, unsere Wahrnehmungsweise und unsere Wertvorstellungen müssen sich grundlegend ändern - wir müssen endlich zu einer ökologischen, d.h., auch friedlichen Anschauungsweise kommen - und ein ökologisches Gleich-gewicht ist nicht denkbar ohne soziale Gerechtigkeit. Diese neue Anschauungsweise wird das weltumfassende Ausmaß unserer Krise wandeln und zu einem echten Wendepunkt beispielloser Dimension für unsere ganze Erde führen. Um einen solchen absolut notwendigen Zustand zu erreichen, müssen wir eine völlig andere soziale, ökologische und gesellschaftliche Struktur durchsetzen. Wir brauchen unbedingt eine echte kulturelle Revolution. Und das Leben unserer Zivilisation, wie das Leben überhaupt, wird davon abhängen, ob wir zu dieser Revolution fähig sind. Da ich keine Konzeption kenne, die diesen Grundsätzen gerecht werden könnte, stelle ich hiermit meinen Plan, ein Teilvorhaben - in aller Kürze dargestellt - zur Diskussion. Es ist selbstverständlich, daß außerdem noch viel erklärt werden muß. |
Soldaten und Offiziere, die den Krieg organisieren, können auch für den Frieden arbeiten. Die Bundeswehr wird umorganisiert in eine |
Die Arbeit in der Weltdienstorganisation ist freiwillig. Es ist jedoch eine Voraussetzung, daß jeder junger Deutsche - auch aus Gründen der Solidarität - mit allen Menschen dieser Erde hierfür seinen Dienst ableistet. Die Entwicklungshilfeabteilung der Bundesregierung muß in dieser Weltdienstorganisation aufgehen. Sie kennen diese Einrichtung. Seinerzeit wurden rund 1.700 Projekte in der Dritten Welt betreut. Sie hatte damals - wahrscheinlich des Proporzes wegen - nur drei Geschäftsführer, und zwar je einen der CDU, der SPD und der FDP. Diese verdienten auch nur 500.000 Mark. Die in die Entwicklungsländer geschickten Helfer verdienten 120.000 bis 130.000 Mark. Natürlich alles steuerfrei. Ich weiß nicht, ob das heute noch stimmt. Alle den Staat verpflichtenden Verträge mit Angehörigen der ehemaligen Bundeswehr bleiben bis zum Ablauf in Kraft. Das hierarchische System wird von der Bundeswehr nicht übernommen. Im Gegenteil, der Leiter einer Einheit wird demokratisch gewählt. Er untersteht wiederum einem demokratisch gewählten Direktorium. Dieses Direktorium trägt die Verantwortung für alles Geschehen. Die oberste Zentralstelle dieser Organisation soll die UNO sein, die auch bei auftretenden Fragen letztendlich entscheidet. Natürlich muß eine eigene Polizei geschaffen werden, die vielleicht später in eine Weltkontrollpolizei ausgebaut werden kann. Auch diese Organisation wird Opfer erfordern. Aber sicher nicht mehr, als heute schon Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und andere zu bringen bereit sind. Von allen Anliegerstaaten, sowie insbesondere von Rußland, der NATO und UNO sollen entsprechende Verträge die Integrität unseres Landes gewährleisten. Die Mitglieder der Organisation sollen anfangs nur von der Bundesrepublik gestellt werden. Sie verpflichtet sich, solange diese Organisation nur aus der Bundesrepublik besteht, hierfür die gleichen Mittel aufzubringen, wie ihre Nachbarn dies für Verteidigungszwecke tun. Die Besatzungsmächte brauchten nur noch kleine Kontrollgruppen in der Bundesrepublik zu unterhalten, und es könnte endlich ein wirklicher Friedensvertrag geschlossen werden. Durch diese Umorganisation - mit gleichzeitiger Schaffung einer atomfreien Zone in Mitteleuropa - erfolgt eine große Abrüstung und eine Lage des Vertrauens. Und wenn man Vertrauen und Entspannung schafft, braucht über Abrüstung nicht mehr gesprochen zu werden. Entgegen aller Vernunft, begeben sich die Regierungen dieser Welt, auch unsere eigene, durch Gewaltandrohung und Gewaltvergötzung, in ein wahnsinniges Abenteuer, das den Tod aller Menschen und die Vernichtung der Erde bedeuten kann. Wir, die wir für den Frieden arbeiten, setzen dagegen unser gewaltloses Abenteuer der Liebe. Nichts ist mit dem Frieden verloren, aber alles mit dem Krieg. Und man könnte sagen, es gibt nur einen Menschen auf der Welt, der in der Lage ist diesen Frieden zu schaffen, und dieser eine Mensch bist |
Wir haben die zweite große Kulturtat zu vollziehen, nämlich die Abschaffung des Krieges überhaupt. |
Es hat nichts mit Arroganz oder Snobismus zu tun, wenn ich sage, Sie, der Sie für den Frieden arbeiten, sind eine Weltelite. Durch Ihre Friedensbemühung versucht die Welt, zu einer höheren und besseren Kulturstufe zu kommen. Wenn diese Friedensbemühung ohne Erfolg bleibt, gibt es für die Menschheit keine Zukunft mehr. Wenn wir diese höhere Kulturstufe erreichen wollen, müssen wir uns mit unseren Forderungen gegen den Widerstand der technischen materiellen Reaktionäre durchsetzen, was nicht heißt, etwas gegen die Technik zu haben. Im Gegenteil - nach unserer Auffassung bedeutet Kultur, alle Möglichkeiten der Welt zum geistigen und realen Nutzen des Menschen dienstbar zu machen, aber nicht den Menschen zum Diener der Möglichkeiten werden zu lassen. Das Denken nur in der Quantität der Massenproduktion, läßt den Menschen die Qualität verachten. Und das ist im menschlichen wie im biologischen Bereich ein sehr gefährliches Denken - und im militärischen Bereich heute tödlich. Wenn ich frage, was müssen wir tun, so meine ich damit nicht nur uns, jeden einzelnen, sondern auch die Gesellschaft. Hervorgerufen durch die Manipulation der Massenmedien hat ein großer Teil der Bundesbürger eine Auffassung, die der der Kapitalistenmultis entspricht, und sie handeln hingegen oft gegen ihr eigenes Wollen. Es ist sehr schwer, diesen Menschen eine vernünftige Haltung, die ihren eigenen Interessen entspricht, klarzumachen. Meine Generation hat mehr Energie und mehr Rohstoffe verbraucht, als alle Menschen zusammen, die vor uns gelebt haben. Dieser wahnsinnige Raubbau an nicht wiederzuersetzenden Rohstoffen ist eine traurige Hinterlassenschaft für die nach uns Kommenden. Solange die Menschheit besteht, hat diese noch nie vor so großen Aufgaben und vor so viel Arbeit gestanden. Die in westlich orientierten Ländern, wie auch in der Dritten Welt zu bedauernde Arbeitslosigkeit, ist kein Schicksal, sondern ein Fehler des Systems und eine Folge falschen Denkens und Handelns. Wenn wir also morgen noch leben wollen, müssen wir ganz realen Forderungen entsprechen. An dieser Stelle verneigen wir uns vor dem vernünftigen Amerikaner - vor der wirksamen Arbeit der amerikanischen, wie vor allen anderen Friedensfreunden in der ganzen Welt. Wir müssen unsere Aktivitäten so stark steigern, wie wir nur können. |